Samstag 10. Juni 2023
Einlass: 19.00 Uhr | Beginn: 20.00 Uhr
"Ausnahme/zustand" ist eine persönliche Flamenco-Adaptation von Marco Vargas und Alya Al-Kanani. Sie basiert auf der Tragödie "Penthesilea" von Heinrich von Kleist.
Kleists "Penthesilea" ist im Dunstkreis des Trojanischen Krieges angesiedelt, thematisiert jedoch vor allem den Konflikt zwischen individuellen Gefühlen und der Gesellschaftsordnung. Die tragische Liebesgeschichte spielt sich vor dem Hintergrund eines Zusammenpralls zweier unterschiedlicher Kulturen ab: der matriarchalischen Kultur der Amazonenkönigin Penthesilea und der patriarchalischen Kultur des Griechenfürsten Achilles. Für beide gilt die Regel, dass es eine Liebesbeziehung nur bei Unterwerfung unter die jeweiligen Normen der eigenen Kultur geben kann. Die Amazonen verzichten zum Wohle des Kollektivs auf persönliche Empfindungen gegenüber Männern. Die individuelle, wahre Liebe wird auf den Zweck der Fortpflanzung reduziert. Auch in der verhängnisvollen Beziehung zwischen der Penthesilea und Achilles zeigt sich die Kopplung aus Liebe, Gewalt, Aggression und Sexualität. Die daraus resultierende erotisch-gewalttätige Anziehungskraft zwischen den Protagonisten mündet zwangsläufig in Kontrollverlust und Katastrophe.
"Pentheselia" stieß schon Kleists Zeitgenossen vor den Kopf; Goethe lehnte das Werk vehement ab. Kleist selbst hielt seine Tragödie für unspielbar. „Ausnahme/Zustand“ nähert sich dem Thema nun mit den Mitteln des modernen Flamencos. Wie die literarische Vorlage beschreibt die Adaption vor allem eine kompromisslose Beziehungsstruktur, die den absoluten Besitz des Anderen anstelle des bloßen Begehrens stellt – Unterwerfung und Zerstörung im Namen der Liebe.
Marco Vargas gehört zu den erfolgreichsten Flamencotänzern Spaniens und wurde bereits mit vielen Tanzpreisen überhäuft. 2023 ist seine Choreographie "Origen" von der spanischen Zeitschrift SuzyQ als eine der zehn besten des Landes ausgezeichnet worden. Außerdem hat er im März diesen Jahres erneut als einer der besten spanischen Tänzer den "Premios Lorca", den renommiertesten Tanzpreis für darstellende Kunst in Andalusien, erhalten.
Alya Al-Kanani ist eine Flamencotänzerin mit irakischen Wurzeln. Aufgewachsen in Braunschweig, hat sie ihre hervorragenden Kenntnisse über den Flamenco in der spanischen Flamenco-Metropole Sevilla u. a bei "Oruco" erworben. Ihre erfolgreiche Ausstellung "Flamenco Heores 2.0" präsentierte sie als Kuratorin unter anderem in Braunschweig und im weltweit einzigartigen Flamenco-Museum in Sevilla. Als Performerin und Choreographin ist sie immer auf der Suche nach neuen tänzerischen Herausforderungen.
Beide sind bekennende Vertreter des modernen Flamenco. Mit ihrem gemeinsam choreographierten Stück "Ver/suchung", das sie 2022 in Braunschweig präsentierten, sind sie auch im Rahmenprogramm der Flamenco-Biennale in Sevilla aufgetreten. Für die Biennale 2024 wollen sie sich mit "Ausnahme/Zustand" für das Hauptprogramm bewerben.
Kein Vorverkauf nur Abendkasse!
AK 18,00 €, | Ermäßigung 12,00 €